Märchen. Mythen, Sagen Drucken
Verantwortlicher Redakteur: Frank Klock   

Märchen, Mythen und Sagen zum Storch


Märchen

Ein wunderschönes Märchen über den Klinger Storch verfaßt von der NAJU-Otzberg:

Ritter Randalbert, der Störchliche

 

Dieser Klassiker darf nicht fehlen:

Das Märchen vom Kalif Storch

 


Mythen

Storch-Mythen des Altertums

Symbol der Elternliebe und Dankbarkeit

Der Storch galt bei den alten Ägyptern als Sinnbild kindlicher Dankbarkeit, die alten Griechen glaubten, dass die jungen Störche, wenn sie flügge sind, ihre Eltern ernährten, und die Römern gaben als Versinnbildlichung der Elternliebe (pietas) einen Storch als Symbol bei.

Glücks- und Heilsbringer

Schon immer galt bei nahezu allen Völkern der Storch als Glücksbringer. Man ist glücklich, wenn ein Storchenpaar auf Tempeln und Heiligtümern, ja auf den Wohngebäuden der Menschen und ihren Anwesen seinen Horst aufschlägt. Es war sogar sehr erwünscht und wurde mit allen Mitteln unterstützt und gefördert. In manchen Orten war es lange Zeit Brauch, dass der Türmer im Frühjahr die Ankunft der Störche mit einem besonderen Hornsignal allen anzeigen musste.Dem Magen des Storches wurde eine besondere Heilkraft zugeschrieben, er galt als Seelenträger, weil er sich von im Boden lebenden Tieren nährte, die die Seelen Bestatteter aufgenommen hatten.

 

Woher kommt der Mythos des Klapperstorchs?

Schon vor Jahrhunderten wusste man zuallererst in den skandinavischen Ländern von der Mär des Storches als Überbringer der Kinder zu berichten.
Ihr zufolge beißt der Storch die Frau, die guter Hoffnung ist, ins Bein, daraufhin muß sie das Bett hüten und der Storch bringt der Gebissenen ihr Baby. Vermutlich hat die Geschichte ihren Ursprung in dem beeindruckenden Miteinander der liebevollen, monogam lebenden Storcheneltern und ihrer Jungen. Dazu kam, dass Störche oft an Teichen und Brunnen, in Sümpfen und Mooren zu sehen waren, wo sich nach altem Glauben die Seelen ungeborener Kinder aufhalten.

Aber auch schon die Menschen im griechischen und römischen Altertum beeindruckte das Leben der Störche: ihnen fiel auf, dass die Jungvögel die alten oder kranken Eltern umsorgen, füttern und schützen. Die Folge war u.a. das "Storchengesetz" im alten Rom - die "Lex Ciconaria" - das Kinder dazu verpflichtete, sich um die Eltern im hohen Alter zu kümmern.

In ganz Westeuropa gilt der Storch auf dem Dach bis heute als Kinderbringer, Frühlingsbote und ausgesprochenes Glückszeichen. In vielen Gegenden war es weitverbreiteter Brauch, ihm das Nisten auf dem Dach zu erleichtern, indem man dort tellerförmige Metallgestelle anbrachte, die die Nester tragen sollten - wie z.B. heute noch in der wunderschönen Altstadt Straßburgs im Elsaß zu sehen.

 


Sagen

 

Eine Sage aus Gabow bei Bad Freienwalde

Der dankbare Storch

In früherer Zeit, so erzählt man sich in Gabow, stand auf dem Scheunendach des Fischers Schulz ein Storchennest. Einst wollte das Storchenpaar im Frühling wie gewöhnlich sein Nest beziehen. Doch da zeigte sich ein anderer männlicher Storch, und es entbrannte ein heißer Kampf um das Weibchen. Der fremde Storch blieb Sieger. Sein Gegner wurde fürchterlich zugerichtet, stürzte vom Scheunendach und brach sich ein Bein. Das Weibchen wollte aber durchaus nichts von dem fremden Storch wissen, sondern blieb ihrem verunglückten Männchen treu, so dass der fremde Storch endlich das Weite suchte.

Die alte Schulzen nahm sich des Verwundeten an, verband ihm den Fuß und heilte ihn, worauf der Storch eine große Zuneigung zu ihr an den Tag legte. Als er vollständig wiederhergestellt war, sagte eines Tages die Alte, die vor der Tür in der Sonne saß und Wolle spann, zu ihrem Liebling, der ohne Furcht auf dem Hof umherlief, sein Futter aus der Hand seiner Retterin nahm und dann auf's Dach zu seinem Weibchen zurückflog: "Kneppendräjer, ik hebbe di nu dien Been jeheelt, nu kannst du mi ut jennet Land, wo du nu balle hentreckst, ook för mine Möe wat metbrengen." (Knabenbringer, ich habe dir nun dein Bein geheilt, nun kannst du mir aus jenem Land, wo du nun bald hinziehst, auch für meine Mühe etwas mitbringen.)

Das Storchenpaar zog bald darauf fort, und als es im nächsten Frühjahr wieder erschien, saß die Alte zufällig vor der Hintertür im Sonnenschein. Siehe, da flog der Storch ganz dreist zu ihr vom Dach hernieder und ließ aus dem Schnabel eine goldene Münze in ihren Schoß fallen. Auf der Münze stand eine seltsame Inschrift, die selbst der Prediger in Freienwalde nicht lesen konnte. Lange wurde das Goldstück in der Familie als Andenken aufbewahrt, kam dann in das Schulzenamt und von hier an den Amtmann in Neuenhagen. Der Amtmann hatte nämlich die bei einem Gelage erzählte Geschichte für ein Märchen gehalten und durch den Augenschein eines Besseren belehrt werden müssen. Wo aber seitdem die Goldmünze verblieben ist, das weiß niemand, da der Amtmann aus Neuenhagen fortgezogen ist.

Aus: "Freienwalder Sagen und Geschichten-Büchlein. Sagen gesammelt und bearbeitet von Dr. Konrad Gründler (verstorben)". Herausgegeben vom Rat des Kreises Bad Freienwalde, Abteilung Kultur, Bad Freienwalde 1979.